Die Europäische Union sollte russischen Soldaten, die sich ergeben, eine Belohnung versprechen

Die Europäische Union sollte sich ein Beispiel an der Ukraine nehmen und russischen Soldaten eine Belohnung versprechen, wenn sie sich ergeben. Das Belohnungsprogramm sollte weitergeführt werden als in der Ukraine, indem neben der finanziellen Belohnung auch Asyl in der EU gewährt wird. Soldaten, die außerdem auch wertvolle Kriegsgeräte mitbringen, sollten eine noch deutlich höhere Erstattung erhalten, schlägt die Chefvolkswirtin Dr. Sanna Kurronen von EVA, einem finnischen Think Tank, in ihrem Blog vor.

Das Verteidigungsministerium der Ukraine bietet russischen Soldaten, die sich ergeben, eine Belohnung von fünf Millionen Rubel (rund 35 000 €) an. [i]

Falls die Motivation der russischen Kämpfer schon von vornherein schwach ist, kann es ausreichend verlockend sein, sich zu ergeben, wenn die Bedingungen dafür gut genug sind und die sich ergebenden Soldaten sich darauf verlassen können, dass die Versprechen gehalten werden.[ii]

Man muss also dafür sorgen, dass:

1) das Versprechen der EU aus dem Blickwinkel der russischen Soldaten vertrauenswürdig aussieht,

2) die Belohnung unter Berücksichtigung des Risikos, dass eine Kapitulation in Russland streng bestraft werden kann und dass diese Strafe auch Familienmitglieder betreffen kann, ausreichend hoch ist, und

3) dass die Botschaft die russischen Soldaten erreicht,

Die Vertrauenswürdigkeit des Versprechens aus Sicht der EU ist stark. Die Union hat sowohl das Vermögen, um erhebliche Erstattungen zu zahlen, als auch Glaubwürdigkeit als zuverlässiger Akteur. Daher würde es sich für die EU lohnen, sich ergebenden russischen Soldaten beispielsweise 100 000 Euro als einmalige Belohnung und Asyl in der EU zu gewähren.[iii] Auch den nächsten Familienangehörigen der Soldaten kann Asyl angeboten werden.

Die Bezahlung für die Beendigung des Krieges ist aus wirtschaftlicher Sicht für die EU lohnend.

Außerdem könnte noch mehr für bei der Kapitulation abgegebene Kriegsgeräte gezahlt werden.[iv] Zwar kann die Ukraine aufgrund der russischen Bewaffnungsverfolgungssysteme die russischen Kriegsgeräte nicht unbedingt in Gebrauch nehmen, aber auch die Demilitarisierung von Kriegsgeräten schwächt Russland. Besonders erstrebenswerte Kriegsgeräte hat die Luftwaffe, und dort hat der einzelne Soldat auch die Möglichkeit, selbständige Entscheidungen zu treffen. Ebenso könnte sich beispielsweise die Besatzung eines Kampfpanzers gemeinsam ergeben.

Auch in jenem optimistischen Fall, dass fast alle an den Kriegshandlungen teilnehmenden 200 000 russische Soldaten sich ergäben, betrügen die Kosten nur rund 20 Milliarden Euro, also nur ein gutes Tausendstel des Bruttoinlandsprodukts der EU. Die Bezahlung für die Beendigung des Krieges ist aus wirtschaftlicher Sicht für die EU lohnend, weil ein Krieg das Wirtschaftswachstum schwächt, und schon die beschlossenen Sanktionen neben Russland teilweise auch die Wirtschaft des übrigen Europas empfindlich treffen.

Die Kommunikation der Möglichkeit zur Kapitulation ist eine Herausforderung, aber nicht unmöglich. Die Möglichkeit kann über Funkfrequenzen im Kriegsgebiet verbreitet werden. Die Informationen können auch über traditionelle sowie über soziale Medien verbreitet werden.

Damit die Versprechen eingehalten werden können, müssten die sich ergebenden Soldaten möglichst schnell in Sicherheit in die EU gebracht werden. Daher könnte man die Kampagne zumindest in dieser Phase in erster Linie auf die westliche Ukraine zum Beispiel auf die Umgebung von Kiew beschränken, von wo aus der Weg nach Polen und in die übrige EU offen ist.

Quellenangaben

[i] https://www.defenseone.com/threats/2022/02/ukraine-offers-pay-russians-who-surrender-while-pentagon-assesses-moscows-nuke-posture/362538/
[ii] Ramakrishna, K. (2002). Bribing the Reds to Give Up: Rewards Policy in the Malayan Emergency. War in History.
[iii] https://reason.com/volokh/2022/03/01/offer-asylum-to-russian-soldiers-who-surrender/
[iv] https://twitter.com/juhaitkonen/status/1498608972013711363?s=21

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